Alles was du schon immer über Kaffee wissen wolltest

Kaffeekapseln stehen im Ruf, der Umwelt zu schaden. In der Regel aus Aluminium gefertigt, beschichtet und dementsprechend nur unter hohem Aufwand recycelbar, ist das meist auch korrekt. Andere Hersteller verwenden nur Kunststoffe, die aber häufig auch nicht unter vertretbarem Aufwand wiederverwendet werden können. Aber was sind nun kompostierbare Kaffeekapseln? Aus welchem Material bestehen sie und sind sie wirklich für Kompost und Biomüll geeignet? Wir haben in unserem Ratgeber alle wichtigen Informationen zusammengestellt!

Polyesterharz, Bioplastik, Hobelspäne

Aus was genau werden kompostierbare Kaffeekapseln eigentlich hergestellt? Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Manche Hersteller verwenden ein kompostierbares Polyesterharz, das unter bestimmten Bedingungen kompostiert werden kann. Das bedeutet: Die Polymere werden aus pflanzlichen Rohstoffen hergestellt anstelle von Mineralöl. Es handelt sich aber immer noch um Polymere, gemeinhin als Kunststoff bekannt. Diese Kunststoffe haben die Eigenschaft, dass sie sehr stabil sind. Auch kompostierbare Kaffeekapseln aus pflanzlichen Kunststoffen sind das. Deshalb sind die Kapseln weder für die Biotonne noch für den häuslichen Kompost geeignet: Die Kaffeekapseln brauchen einfach zu lange, um dort zu kompostieren. Einige Hersteller schreiben auch von Bioplastik, aus dem die Kaffeekapseln produziert werden. Bioplastik ist ein anderes Wort für Polymere aus pflanzlichen Rohstoffen. Diese Rohstoffe sind Mais oder Zuckerrohr, manchmal auch Zellulose. Und hier sehen wir ein weiteres Problem: Mais und Zuckerrohr sind Nahrungsmittel. Sollen wir wirklich Nahrungsmittel verwenden, um eine Kaffeekapsel für den einmaligen Gebrauch daraus zu fertigen? Coffee-up beispielsweise gibt an, dass die Kaffeekapseln aus Bioplastik im Rest- oder Biomüll entsorgt werden können. Auch im Restmüll sollen diese Kapseln umweltfreundlicher als herkömmliche Kaffeekapseln sein, weil sie bei der Verbrennung weniger CO2 freisetzen als herkömmliche Kapseln. Im Biomüll dürfen die Kapseln nach Angaben des Unternehmens entsorgt werden, weil sie nach der DIN-Norm EN 13432 in industriellen Kompostieranlagen innerhalb von 12 Wochen zu 90 Prozent oder mehr abgebaut werden können. Reicht das aus, um den Kaffee mit gutem Gewissen genießen zu können?

Uns reicht das nicht aus. Wir wollen weder Kaffeekapseln aus Kunststoff, noch wollen wir Verpackungsmaterial aus Nahrungsmitteln Hergestellten. Kompostierbare Kaffeekapseln sind bei uns aus Weichholz hergestellt. Das Holz stammt aus den Wäldern Süddeutschlands. Natürlich werden für unsere Kaffeekapseln keine Bäume getötet. Wir kaufen Säge- und Hobelspäne aus der Möbelproduktion auf. Es handelt sich also eigentlich um Abfallmaterialien.

Aus Holz wird kein Kunststoff

Unsere Kaffeekapseln aus Weichholz sind so natürlich belassen, dass sie sogar noch wie Holz aussehen. Damit die kleinen Holzfasern in Kapselform zusammenhalten, geben wir sie mit Pflanzenstärke (aus dem 3D-Druck bekannt als PLA, ein Biokunststoff aus Pflanzenstärke) in eine Form. Spritzgießen nennt man den Prozess, der ganz ohne Produktreste aus der Masse hochwertige Kaffeekapseln formt.

Unsere Kaffeekapseln sind in mehrfacher Weise umweltfreundlich. Sie bestehen aus einem nachwachsenden Rohstoff aus Deutschland. Verwendet wird aber nicht der gesamte Rohstoff, sondern nur die Abfälle aus anderen Industrien. Und die verarbeiten wir auch noch unter Einsatz von 100 Prozent Ökostrom. Unser Storm stammt aus alpinen Wasserkraftanlagen, die es seit vielen Jahren gibt. Wir verwenden also Strom aus erneuerbaren Energien, für den nicht einmal ein neues Kraftwerk gebaut werden muss – geht es überhaupt noch nachhaltiger?

Schlechte Presse: Umweltbundesamt

Die Bioabbaubarkeit ist nach DIN EN 13432 genau definiert: Das Material muss sich innerhalb eines festgelegten Zeitraums unter definierten Bedingungen (Temperatur, Sauerstoff, Feuchte) unter dem Einfluss von Mikroorganismen und/oder Pilzen zu Wasser, CO2 und Biomasse zersetzen. Das muss nicht vollständig sein, 90 Prozent reichen aus. Will sich ein Kunststoff dazu noch als kompostierbar bezeichnen und das Keimling-Logo tragen, muss er sich innerhalb von 90 Tagen so weit abbauen. Es wird also zwischen „biologisch abbaubar“ und „kompostierbar“ unterschieden. Ein biologischer Rohstoff ist aber noch nicht zwangsläufig abbaubar oder kompostierbar. Und nicht jedes Bioplastik ist allein auf pflanzlicher Basis produziert. Es gibt tatsächlich Bioplastik, das auf der Basis von Mineralöl hergestellt wird. Weil nicht alle Hersteller transparent kommunizieren, aus was genau sie ihre kompostierbaren Kaffeekapseln fertigen, sind die Kapseln wegen Greenwashing in Verruf geraten. Und das ist zu Recht so, finden wir. Denn natürlich ist nicht alles, was sich Bioplastik nennt, auch wirklich biologisch. Und noch weniger davon ist wirklich abbaubar. Schauen wir uns die Probleme mit den kompostierbaren Kaffeekapseln noch genauer an …

Biomüll? Schlechte Idee!

Biomüll wird sortiert. Alles, was von den Maschinen mit ihren Sensoren als Kunststoff erkannt wird, holt man vor der Kompostierung aus der Anlage. Bioplastik wird also de facto nicht kompostiert, wenn man es über die Biotonne entsorgt. Und das ist auch dann so, wenn es tatsächlich kompostierbar wäre. Die Kunststoffe landen immer in der Verbrennung. Deshalb kann man Bioplastik immer gleich in den Restmüll entsorgen, es landet sowieso dort.

Der zweite Punkt ist: Selbst wenn der Kunststoff kompostierbar ist und in der Anlage landet, wird er am Ende wieder aussortiert. Denn die deutschen Industrieanlagen für Kompostierung geben dem Biomüll zwischen vier und zehn Wochen Zeit zum Verrotten, nicht länger. Die DIN-Norm EN 13432 gilt aber für alles, wes sich innerhalb von 12 Wochen zu 90 Prozent zersetzt. Nach vier, sechs, acht oder zehn Wochen ist Bioplastik aber noch nicht so weit zersetzt.

Ein weiterer Punkt betrifft die Stoffe, in die die Stoffe bei der Kompostierung zerfallen. Bei biologisch abbaubaren Kunststoffen ist das in der Regel Wasser und Kohlenstoffdioxid. Das hat für den Kompost keinen Mehrwert. Auch aus diesem Grund sind Biokunststoffe vonseiten der Anlagenbetreiber im Biomüll unerwünscht. Neben den dem Fachverband Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V. und den Abfallwirtschaftsbetrieben bezieht auch der BUND klare Stellung zum Thema Bioplastik: Es gehört in den Restmüll.

Es bleibt also letztendlich nur, kompostierbare Kaffeekapseln zu Hause zu kompostieren. Wer einen Garten und die entsprechende Kompostanlage hat, darf sich freuen: Hier haben die Kaffeekapseln lange genug Zeit, zu verrotten. Allerdings wird das unter den natürlichen Bedingungen im heimischen Garten länger als die oft angegebenen 12 Wochen dauern. Denn die in industriellen Anlagen künstlich erzeugten Bedingungen gibt es hier nicht.

Greenwashing oder echter Vorteil für die Umwelt?

Schaut man sich die oben genannten Fakten an, sieht es fast nach Greenwashing aus: Hersteller werben damit, dass ihre Kaffeekapseln kompostierbar sind, obwohl das nicht der Fall ist. Hier wird mit hohem Umweltbewusstsein und besonders nachhaltigen Technologien geworben, die bei näherer Betrachtung weder besonders gut für die Umwelt sind, noch in irgendeiner Art und Weise besonders innovativ. Aber ist das wirklich schon alles?

Tatsächlich sind kompostierbare Kaffeekapseln im Restmüll gar nicht so schlecht. Denn bei der Verbrennung setzen die Kapseln nur so viel CO2 frei, wie die Pflanzen vorher in dem Material gebunden hatten. Würden die Pflanzenteile natürlich verrotten, würde die gleiche Menge CO2 freigesetzt werden. Es ist also für die Umweltbilanz egal, ob die Kapseln kompostiert oder verbrannt werden. Es wird de facto nicht mehr CO2 freigesetzt. Werden dagegen Kunststoffkapseln verbrannt, wird CO2 freigesetzt, dass eigentlich noch für Jahrtausende in Erdöl gebunden sein könnte.

Dazu kommt, dass kompostierbare Kaffeekapseln häufig aus Rohstoffen hergestellt werden, die erstens nachwachsen und zweitens in Europa angebaut und verarbeitet werden. Sie reisen also nicht um die halbe Welt, um hier nach einmaliger Verwendung im Restmüll zu enden. Kurze Transportwege bedeuten einen geringeren CO2-Fußabdruck als die langen Transportwege bei Erdöl und Kunststoffen.

Kunststoffe können recycelt werden

Auch herkömmliche Kunststoffe können recycelt werden. Das trifft zumindest dann zu, wenn die verwendete Kunststoffsorte bekannt ist. Einige Hersteller von Kaffeekapseln nehmen die eigenen leeren Kapseln tatsächlich zurück und lassen neue Kapseln daraus herstellen. Das ist nicht unbegrenzt möglich, aber es ist möglich. Und selbst nach dem Lebenszyklus als Kaffeekapsel können die Kunststoffe noch zu Abdeckungen, Verpackungen, Gartenmöbeln oder Dämmmaterial verarbeitet werden. Passiert das wirklich, ist das umweltfreundlicher als die Verbrennung von kompostierbaren Kaffeekapseln. Aber mal ehrlich: Wissen wir wirklich so genau, was mit unseren Recyclingkunststoffen passiert, wenn die Gelbe Tonne geleert ist? Nur ein kleiner Teil der gesammelten Rohstoffe wird tatsächlich aufbereitet und wiederverwendet.

Deshalb siedeln Umweltschutzorganisationen kompostierbare Kaffeekapseln ungefähr in der Mitte an: Sie sind sehr viel umweltfreundlicher als Alu-Kapseln und die meisten Kunststoffkapseln. Aber sie sind nicht so umweltfreundlich wie wiederverwendbare Kaffeekapseln. Und solange das so ist, verkaufen wir weiter mit gutem Gewissen unsere kompostierbaren Kaffeekapseln aus süddeutschen Weichholz-Resten.